Vom Triel zum Bienenfresser

European Bee-eater with an insect
Bienenfresser (Merops apiaster)
Lesser Whitethroat Sylvia curruca on a tree
Klappergrasmücke (Sylvia curruca)

Es war die Nacht auf Freitag, ca. 0.30 Uhr als mich über die "üblichen" Birderkreise eine Email erreicht hat. Keine 100 km von meinem Zuhause entfernt wurde ein Triel gesichtet. Völlig überraschend, in einer Sandgrube in der Nähe von Würzburg. Belegfoto auf Ornitho.de war vorhanden.

 

Schon bald bildeten sich die ersten Fahrgemeinschaften, um diesen "Megatick" abzuholen. Während die erste Gruppe schon am Freitag Morgen startete musste ich erst noch arbeiten - und somit die Triel-Jagd auf den Nachmittag verschieben.

Nach Feierabend also schnell nach Hause, Birderzeug packen und ab auf die Autobahn, wo wir schon bald in einen schönen Freitag-Feierabend-Stau kamen. Nachdem dieser endlich hinter uns lag konnten wir uns ganz auf unsere Mission, den Triel zu finden, konzentrieren.

Als Steppenvogel bevorzugt er sehr karge Landschaften mit nur sehr geringem Bewuchs. Gesehen wurde er auf einer kleinen Landzunge in einer Sandgrube in der Nähe von Dettelbach bei Würzburg. Also bezogen wir Stellung an besagter Sandgrube, positionierten uns an einem Ufer des Baggersees, welcher die Grube füllte, nahmen die Landzunge durchs Spektiv in Beobachtung und warteten.

 

Um uns herum war Vogelmäßig allerhand geboten, neben zahlreichen Meisenarten konnten wir Klappergrasmücken beim Füttern beobachen.

Uferschwalben Brutkolonie
Uferschwalben Brutkolonie

Hier und da stand im See ein wenig Schilf, hier waren Rohrammer zu sehen, auch Goldammern riefen um den See herum. Vereinzelt kam von der Landzunge auch der Ruf einer Dorngrasmücke zu uns herüber geweht.

Vom Triel war immernoch nichts zu sehen, also hatten wir etwas Zeit, um uns genauer umzusehen. Am gegenüberliegenden Ufer war, hinter großen Schaufelradbaggern und Förderbändern ein relativ großer Hang, in dem zahlreiche Uferschwalben ihre Nisthöhlen gegraben haben. Überhaupt waren diese kleinen Schwalben zahlenmäßig die meisten Vögel, weit über 200 waren über dem See in der Luft und "schimpften" aufgeregt.

 

Auf einem Baum gegenüber muss sich ein Turmfalken Gelege befunden haben, den ständig war ein Turmfalkenpärchen laut rufend um den Baum fliegend zu beobachten. Auf dem See zogen Blässhühner und Reiherenten gemütlich ihre Kreise, auch waren hier und da Graureiher und Kormorane am dösen. Während ein Zaunkönig lautstark aus seinem Versteck sein Lied schmetterte entdeckten wir eine kleine Gruppe Nil- und Graugänse auf einer kleinen Landzunge gegenüber.

Common Kestrel and common buzzard during air-to-air fight
Turmfalke (Falco tinnunculus) gegen Mäusebussard (Buteo buteo)

Immer wieder wurde der Falke lauter, bis wir schließlich den Grund seiner Aufregung entdeckt haben: ein Mäusebussard kam seinem Gelege wohl zu nahe. Schnell wurde versucht, den Eindringling zu verjagen, es wurden allerhand Scheinangriffe geflogen, auch einige echte Angriffe waren zu beobachten.

Sehr spektakulär parierte der Bussard die Angriffe des deutlich kleineren Falken, in dem er sich im Flug gekonnt auf den Rücken drehte und dem Falken seine Fänge entgegen streckte. Obwohl das Bild leider nicht das Schärfste geworden ist, ist doch die dynamik dieses Kampfes gut zu erkennen. Der Vollständigkeit halber ist als weiterer Greifvogel noch der Schwarzmilan zu erwähnen, der sich in aller Ruhe das Geschehen aus sicherer Entfernung angeschaut hat.

 

Nur leider war nach wie vor kein Triel zu sehen, nirgends. Vereinzelt kamen Limikolenrufe zu uns durch, was uns natürlich neugierig gemacht hat. Wir wechselten unsere Beobachtungsposition, um der Landzugen näher zu kommen und besser beobachten zu können.

Von der neuen Stelle aus konnten wir endlich den Ursprung der Rufe feststellen. Auf der Landzunge waren Flussregenpfeifer unterwegs! Und der Grund der Rufe war die Tatsache, dass die Regenpfeifer auch wenige Wochen alte Jungvögel hatten, die immernoch gehudert wurden.

Ein weiterer Schwenk über den See auf eine kleine Insel brachte eine weitere Watvogelart hervor, ein Bruchwasserläufer saß dort auf einer Schlickfläche.

So langsam haben wir die Hoffnung auf den Triel aufgegeben, zumal wir den Beobachter vom Vortag getroffen haben und uns genau die Stelle haben zeigen lassen, an der der Triel am Vortag gesehen worden ist. Nur diesmal leider ohne Triel.

Während dessen "scante" Steffi die Umgebung nach weiteren Vögeln ab, bis ihr seltsame, große Vögel mit dreieckigen, gelben Flügeln aufgefallen sind. Der Beschreibung nach dachte ich erst an Pirole, aber das war es nicht. Sie war sich unsicher, ich warf einen kontrollierenden Blick durchs Fernglas und konnte es kaum fassen: Bienenfresser!

Damit hat keiner gerechnet! Drei Vögel zogen Ihre Bahnen über die Bäume und über den See, immer mit großen Insekten im Schnabel. Leider konnten wir nie den Anflug auf eine vermeindliche Bruthöhle beobachten, das wäre ein ziemlich sicherer Brutnachweis gewesen. Aber auch ohne diese Beobachtung war es schon spektakulär genug! Schließlich waren Bienenfresser für mich schon immer eine Art "Heiliger Gral" der Vögel Deutschlands. Nur hätte ich nie gedacht, dass ich sie so "zufällig" an einem Ort sehe, an dem ich überhaupt nicht mit ihnen gerechnet habe. Was für eine tolle Überraschung und was für gute Bilder konnte ich jetzt schon machen! Das macht Vorfreude auf kommendes Wochenende, an dem wir in den Salzlandkreis nach Sachsen-Anhalt fahren wollen, um eine noch größere Brutpopulation fotografieren zu können.

Damit war das Fernbleiben des Triels mehr als wieder gut gemacht!

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Steffi (Mittwoch, 19 Juli 2017 23:02)

    ja, der Freund war echt eine Überraschung, bin sehr gespannt auf den Salzlandkreis..n

  • #2

    Gaby (Montag, 04 September 2017 13:25)

    Hi Lukas,
    was für ein toller Bericht! Man ist richtiggehend mit dabei und freut sich mit Euch. Herzlichen Glückwunsch zu den Bienenfressern. Und schade, dass es mit dem Triel nicht geklappt hat. Hattet Ihr einfach Pech, dass er sich nicht gezeigt hat oder war ganz weg?
    Weiter so und viele Grüße, Gaby