Oberlindach - großer limikolentag

In letzter Zeit wurden immer wieder große Limikolenansammlungen aus einem Weiher bei dem Örtchen Oberlindach gemeldet. Das wollte ich mir unbedingt näher ansehen - am Ende des Tages hatte ich sieben Limikolenarten "auf der Uhr"! Und alle im selben abgelassenem Weiher, der nicht mal recht groß ist. Wow! Doch erst mal eins nach dem anderen.

 

Grünschenkel Common Greenshank Bird on a lake
Grünschenkel (Tringa nebularia)

Auf Ornitho.de wurden in letzer Zeit immer wieder größere Ansammlungen von Grünschenkeln auf einem Weiher bei Oberlindach gemeldet. Außerdem immer wieder Rotschenken, Dunkle Wasserläufer und weitere Limikolen. Durch die exakten Pointer auf dem Weiher wusse ich, wo ich hin musste. Kaum hatte ich mein Auto auf einem Feldweg nebenan geparkt und mein Equipment aufgebaut reichte ein Blick durchs Spektiv und schon hatte ich mehrere Limikolenarten auf ein Mal im Sichtfeld. Zunächst einmal fiel die große Anzahl von Grünschenkeln auf, die auf dem abgelassenen Fischweiher nach Nahrung suchten.

Scheinbar ist grade eine große Menge der Vögel auf dem Durchzug denn sie werden zur Zeit an so gut wie jedem Weiher mit ausreichenden Schlickflächen gesichtet.

Bruchwasserläufer wood sandpiper on a mudfield
Bruchwasserläufer (Tringa glareola)

Meine Intention war es, auch einige Rotschenkel zu sehen. Bei einem flüchtigen Schwenk über die Schlammfläche hatte ich zunächst angenommen, dass es sich bei einer kleineren Limikolenart auch tatsächlich um diese handeln müsste. Allerdings war ich nicht so ganz glücklich damit, denn zu viele Merkmale stimmten nicht überein. So war der Schnabel zu kurz und nicht rot. Auch war die Gefiederzeichnung alles andere als typisch. Nach einiger Beobachtungszeit und dem Blick ins Buch habe ich mich auf Bruchwasserläufer festgelegt. Die Gestalt war nicht unbedingt 100 %-ig  den Vergleichstafeln im Buch entsprechend - jedoch führe ich es auf die Kälte zurück. Darum hatten die Bruchis den Hals wohl eingezogen. Das war dann also Limikole Nr. 2.

Auf dem Bild ist außerdem noch ein Flussregenpfeifer zu sehen, der mit zwei weiteren zwischen den großen Limikolen seine Runden drehte. Somit Limikole Nr. 3.

Kampfläufer Ruff and Woody Sandpiper
Kampfläufer (Philomachus pugnax) im Hintergrund

Bei weiterer Beobachtung der Bruchwasserläufer bemerkte ich auch eine größere Limikole im Hintergund. Der kurze Schnabel, die Größe und die Gefiederzeichnung deuteten eindeutig auf einen Kampfläufer hin.

Auf der Uhr waren somit schon vier Limikolen. Erst hatte ich ihn gar nicht bemerkt, da er ganz alleine auf dem Weiher war und man vor lauter anderen Arten gänzlich damit beschäftigt war, weiterhin die eine oder andere Rarität oder neue Art zu finden.

Ich war ein wenig enttäuscht, dass ich keine Rotschenkel mehr ausmachen konnte. Die Bruchwasserläufer, die ich auf den ersten Blick für Rotschenkel gehalten habe trugen ein wenig zur Enttäuschung bei. Zu Hause habe ich alle Fotos durchgeschaut, um doch noch den einen oder anderen Rotschenkel zu finden, den ich auf den ersten Blick übersehen hatte. Leider hat auch eine sortfältige Betrachtung aller Bilder keinen Rotschenkel bestätigen können. Aber - halb so wild. Denn auf einem Foto sah ich hinter einem Grünschenkel eine während der Beobachtung übersehene Limikole - einen Dunklen Wasserläufer.

Spotted Redshank with Greenshank
Dunkler Uferläufer (Tringa erythropus) mit Grünschenkel (Tringa nebularia)
Bekassine Common Snipe on a Mudfield searching for food
Bekassine (Gallinago gallinago)

Nachdem der Dunkle Wasserläufer die Nr. 5 auf der Limikolen-Uhr war (und ich war immernoch am ersten Weiher) war ich schon mehr als happy. Alles, was jetzt kam wäre nur noch Kür geworden. Trotzdem war ich recht überrascht, als ich am Ufer auf der anderen Seite drei Bekassinen fand.

Sie saßen im Unterwuchs und suchten da nach Nahrung und betrieben ausgiebig Gefiederpflege. Komfortverhalten also. Wow, was für ein toller Tag. Bis jetzt also sechs verschiedene Limikolen.

Ich blieb noch etwas an dem Weiher, auf der Suche nach weiteren Vögeln. Doch bis auf ein paar Lachmöwen konnte ich auch bei längerer Suche nichts mehr finden. War aber völlig in Ordnung so. Also machte ich mich auf den Weg, die restlichen Weiher zu erkunden. Über mir eine große Gruppe Rauchschwalben, die knapp über die Wasseroberfläche flogen und so Wasser tranken. Ich habe versucht, das fotografisch fest zu halten, leider geht so was immer rasend schnell und ist ohne kräftigen Blitz wohl kaum vernünftig zu machen.

Hier das so entstandene Foto:

Rauchschwalbe Barn Swallow in flight
Rauchschwalbe (Hirundo rustica)
Schafstelze Yellow Wagtail on a rock
Schafstelze (Motacilla flava)

Nachdem ich wirklich viel Zeit damit verbracht habe, die Rauch- und Mehlschwalben über die Wasserflächen zu verfolgen und dabei alle Focusarten der Kamera (AF, AI-Focus, AF Servo und manuellen Focus) im Einsatz hatte musste ich feststellen, dass das ohne Blitz nichts wird. Also weiter um die Weiher. In der Ferne sah ich ein Rohrweihen - Männchen seine Kreise ziehen.

Noch während ich die Weihe durchs Fernglas verfolgt habe, habe ich unweit von meinem Standpunkt einzelne "Ziiep" Rufe hören können. Wenige Meter von mir entfernt befand sich ein Steinhaufen, auf diesem Haufen konnte ich eine Schafstelze (Wiesenschafstelze) ausmachen, in perfekter Fotodistanz.

Somit habe ich in weniger als einem Monat tolle Fotos einer Schafstelze, einer Gebirgsstelze und einer Bachstelze machen können. Nicht schlecht, vielleich mache ich mal ein Stelzen-Special!

Nach weiterem Umrunden des Weihergebietes, welches ich unter Gebiete genauer beschreiben werde kam ich an einen abgelassenen Weiher mit etwas Gestrüpp drin. Ein perfekter Lebensraum für Blaukehlchen. Vor einiger Zeit habe ich genau hier die besten Blaukehlchenbilder und -videos bisher machen können, siehe Vögel. Damals konnte ich ein schönes Männchen beim der Balz fotografieren. Also wollte ich mir das Unterholz genauer ansehen. Schon bald konnte ich etwas durchs Unterholz huschen sehen. Der helle Augenstreif deutete sehr auf ein Blaukehlchen hin. Jedoch hat die intensiv blaue Kehle gefehlt. Schnell wurde mir klar, dass es sich um ein Weibchen handeln musste. Sehr schön, das hatte ich noch nie gesehen und schon gar nicht fotografiert. Jetzt bot sich die einmalige Gelegeheit dazu:

Female Bluethroat Blaukehlchen
Blaukehlchen Weibchen (Luscinia svecica)

Während ich das Blaukehlchen Weibchen lange beobachtet habe, konnte ich einen mir unbekannten und sehr wohl klingenden Gesang vernehmen. Nicht weit weg von mir saßen zwei Bluthänflinge auf einem Busch, das Männchen war kräftig am Singen. Ich war wirklich überrascht, ich hätte nicht gedacht, dass ein Hänfling so schön singt. Wieder was gelernt, ein tolles AHA Erlebnis.

So langsam habe ich mich auf den Rückweg gemacht, schließlich kommen beim Birden schnell mal einige Kilometer zusammen. Mit Spektiv und Kamera und Fernglas behangen merkt man auch bald den Rücken, leider. Als ich an einem kleinen Obstbaum vorbei kam habe ich einen Flaken aufgeschreckt. Wohl ein Turmfalke, der ist ja recht häufig. Stopp, der ist grau, doch ein Wanderfalke? Schnell noch durchs Fernglas geschaut und ein "Wow" gerufen: Ein Baumfalke! Den kannte ich bisher nur vom Dechsendorfer Weiher. Aber wie cool, dass er auch hier auftaucht. Und meine erste Beobachtung dieser Art in 2017. Leider war er außer Fotodistanz, bevor ich ein vernünftiges Foto machen konnte, schade.

Also zurück zum Auto und nach Hause. Ach ja, ich hatte ja sieben Limikolen versprochen - und bis jetzt nur von sechs berichtet.

Mein Auto stand auf einem Feldweg wenige Meter vom "Sensationstümpel" entfernt. Also riskierte ich auf dem Weg zurück noch einen schnellen Blick, um zu sehen, ob sich was verändert hat. Genau dann kam auch von oben eine große dunkle Gestalt angesegelt. Dunkle Flügel, großer Körper, Beine überstehend. Ich konnte es kaum fassen! Auf einmal kam eine Uferschnepfe angesegelt und landete in dem Weiher, in dem ich grade vorher sechs andere Limikolenarten gezählt habe. Somit Nr. 7. Wow, was für ein erfolgreicher Tag!

Black-tailed Godwit Uferschnepfe in a lake
Uferschnepfe (Limosa limosa)

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